
Was ist emotionale Intelligenz – und warum sie mehr ist als ein Modebegriff
- Fee
- 11. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Emotionale Intelligenz – ein Begriff, der polarisiert. Die einen halten ihn für essenziell, die anderen für überflüssig. Doch was steckt wirklich dahinter? Und warum lohnt es sich, darüber nachzudenken?
Intelligenz ist nicht gleich Intelligenz – oder doch?
Wissenschaftlich betrachtet meint Intelligenz in erster Linie das, was kognitiv messbar ist: logisches Denken, Informationsverarbeitung, Problemlösung, Merkfähigkeit – kurz: die Fähigkeit, Informationen effizient zu verarbeiten.
Diese Form der Intelligenz wird vor allem in der Neurowissenschaft untersucht und ist über standardisierte Tests erfassbar. Das bedeutet aber nicht, dass andere Fähigkeiten weniger wichtig wären – sie sind nur anders einzuordnen.
Denn genau hier beginnt die Diskussion um die sogenannte emotionale Intelligenz.
Emotionale Intelligenz – ein Begriff für das, was Menschen verbindet
Emotionale Intelligenz beschreibt laut der Psychologie die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen wahrzunehmen, zu verstehen, zu regulieren und sinnvoll einzusetzen – etwa in sozialen Beziehungen, Konflikten oder im Umgang mit sich selbst. Es geht also um:
• Selbstwahrnehmung: Was fühle ich gerade – und warum?
• Empathie: Was fühlt mein Gegenüber – und wie wirke ich auf ihn?
• Emotionsregulation: Wie gehe ich mit starken Gefühlen um?
• Soziale Kompetenz: Wie kommuniziere ich verständlich, klar und wertschätzend?
Das lässt sich nicht in Zahlen pressen, aber es beeinflusst unser Leben maßgeblich – in Beziehungen, im Beruf, in unserer Persönlichkeitsentwicklung.
Kein Widerspruch zur Intelligenz – sondern eine andere Ebene
Es ist wichtig zu betonen: Emotionale Intelligenz steht nicht im Widerspruch zur klassischen Intelligenz.
Sie beschreibt einfach eine andere Form der Kompetenz, die im Alltag oft unterschätzt wird. Oder wie man es pointiert sagen kann:
„Intelligenz erkennt Muster – emotionale Intelligenz spürt, wie sie wirken.“
Warum der Begriff nicht perfekt ist – aber hilfreich
Kritiker*innen bemängeln oft, dass „emotionale Intelligenz“ kein wissenschaftlich präziser Begriff sei – und sie haben damit nicht Unrecht. Ein exakterer Ausdruck wäre vielleicht:
„Emotionale Selbst- und Fremdwahrnehmung mit Regulationskompetenz.“
Aber mal ehrlich: Der Begriff hätte es wohl nie auf ein Buchtitel-Cover geschafft.
Emotionale Intelligenz ist also kein messbarer IQ-Wert, sondern ein Modell, um soziale und emotionale Fähigkeiten verständlich und praktisch einsetzbar zu machen – besonders in Coaching, Führung, Therapie und Pädagogik.
Und was ist mit den anderen Intelligenzformen?
Der Vollständigkeit halber:
In der Psychologie gibt es auch die Theorie der Multiplen Intelligenzen (nach Howard Gardner). Dazu zählen z. B. sprachliche, musikalische, logisch-mathematische, räumliche, körperlich-kinästhetische, interpersonelle und intrapersonelle Intelligenz.
Diese Modelle werden vor allem im pädagogischen Bereich diskutiert – sie zeigen, dass Intelligenz viele Gesichter haben kann. Aber auch hier gilt: Nicht jede Form von Intelligenz ist gleich messbar.
Fazit: Es geht nicht um richtig oder falsch – sondern um Verständnis
Die Frage ist also nicht, ob emotionale Intelligenz „echte Intelligenz“ ist – sondern: Wie hilfreich ist dieser Begriff, um menschliches Verhalten, Entwicklung und Beziehung besser zu verstehen?
Und da lautet die klare Antwort: sehr.
Denn wer nur kognitiv denkt, übersieht das Menschliche. Und wer nur emotional fühlt, verliert die Orientierung. Beides zusammen ergibt Klarheit mit Gefühl – und genau darum geht es in echter Persönlichkeitsentwicklung.
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